Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist

von Susanne Rölker

Streit mit dem Kind. Gebrüll. Wutschnaubendes Türenschlagen. Nichts geht mehr.
Die Situation ist mal wieder eskaliert. Am liebsten würde ich ins Kinderzimmer stürmen und mein Kind zusammenstauchen.
Oder es zur Rede stellen.

Nur – jetzt an die Tür zu klopfen oder sie ungefragt zu öffnen hat ganz sicher zur Folge: „Raus!!!“
Atmen. Atmen. Atmen. Und die Tür zu lassen, so schwer es dir vielleicht fällt.

Du hast ein Kind? Und du kennst das?

Auch wenn du dich im Recht fühlst – lass die Tür zu. Lass die Gemüter abkühlen. Auch wenn das manchmal ganz schön lange dauert. Nur dann ist ein Gespräch möglich.

Und dann sprich mit deinem Kind. Komm auf dein Anliegen zurück. Gib deinem Kind die Möglichkeit, zu sagen, was bei ihm los war. Wenn du zu heftig geworden bist, entschuldige dich.

Hier geht es nicht ums Gewinnen oder Verlieren.

Ihr hattet beide ein Bedürfnis, das nicht erfüllt war.

Findet heraus, was es war. Deins war vielleicht Ordnung in der Wohnung, das deines Kindes vielleicht Selbstbestimmung. Das zu wissen hilft weiter. Beide Bedürfnisse haben ihre Berechtigung. Findet einen Weg, wie ihr sie euch erfüllen könnt.

So könnt ihr meistens eine Lösung finden, mit der alle zufrieden sind.

Und wenn es keine Lösung gibt:
Es ist in Ordnung, auf deinem Standpunkt zu beharren. Farbe zu bekennen, Haltung zu zeigen: „Mir ist das wichtig.“ Immer wieder, auch wenn es scheinbar ignoriert wird.

Du zeigst dich mit deinen Werten, Bedürfnissen und Wünschen. Dein Kind kann dich wahrnehmen, kennenlernen, sich mit dir auseinandersetzen. Regeln erkennen. Es erfährt dich als authentisch, du stehst zu dir.

Frag dich immer wieder: Was steckt bei uns beiden dahinter?

Und dann: „Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist.“ Es wird etwas verändern.