Die Angst vor der Weiblichkeit – Ein tieferer Blick

von Lilia Overmann

Die Angst vor der Weiblichkeit hat viele Gesichter und tiefere Wurzeln, die bis in die Geschichte der Menschheit reichen. Schon seit Jahrhunderten wird die weibliche Energie – diese ungezähmte, kraftvolle, aber auch sanfte und nährende Seite des Lebens – oft mit Misstrauen und Angst betrachtet. Besonders das, was wir als „ungebändigtes“ Weiblichsein verstehen, wurde immer wieder in eine „schlechte“ oder „bedrohliche“ Ecke gestellt.

Historische Wurzeln der Angst

In vielen alten Kulturen, die vor der Entstehung des Patriarchats existierten, war das Weibliche als göttlich und mächtig angesehen. Göttinnen wie Ishtar, Isis oder auch die griechische Artemis standen für Fruchtbarkeit, Schutz, Weisheit und die unendliche Kraft des Lebens. Doch mit der Entwicklung des Patriarchats, etwa im antiken Griechenland und später im Römischen Reich, begannen diese weiblichen Kräfte in den Hintergrund zu treten. Die patriarchalen Gesellschaften prägten eine Vorstellung von Männlichkeit, die Kontrolle, Stärke und Rationalität betonte – all das, was als „Ordnung“ und „Verstand“ galt. Weiblichkeit dagegen wurde oft als unberechenbar, chaotisch und irrational angesehen. Und das wurde als bedrohlich wahrgenommen.

Das „Ungeordnete“ und „Gefährliche“ der weiblichen Energie, ihre emotionale Tiefe, Intuition und ihre Nähe zur Natur, wurde mit der Idee des „dunklen“ und „unbewussten“ Weiblichen verbunden – einem weiblichen Aspekt, der nicht kontrolliert werden konnte. Frauen, die sich nicht in die gesellschaftlich vorgeschriebenen Rollen fügten, wurden schnell als „gefährlich“ oder sogar „besessen“ angesehen – wie es bei der Hexenverfolgung im Mittelalter der Fall war.

Die Unterdrückung der Weiblichkeit

Mit der Einführung von Religionen wie dem Christentum wurde diese Angst noch weiter verstärkt. Das Weibliche wurde oft als „Sünde“ oder „Verführung“ dargestellt – denken wir an die Figur von Eva im Garten Eden, die durch ihre Neugier und Ungehorsamkeit die Menschheit in die Versuchung führte. Frauen wurden als „schwächer“ oder „unzuverlässiger“ als Männer betrachtet und mussten sich in eine enge gesellschaftliche Struktur fügen, die ihnen wenig Freiraum für ihre wahre Natur ließ.

Ein weiterer Punkt, warum das Weibliche als gefährlich galt, liegt darin, dass es immer mit Natur und Intuition verbunden war – zwei Dinge, die sich der klaren Logik und Kontrolle entzogen. Die weibliche Verbindung zur Erde, zur Fruchtbarkeit, zu Zyklen der Natur und zum Leben selbst wurde im Patriarchat oft als „unberechenbar“ oder „irrational“ abgetan.

Spirituelle Perspektiven

Auf spiritueller Ebene gibt es viele Traditionen, die den weiblichen Aspekt des Lebens als Quelle der Heilung, des Wachstums und der Weisheit sehen. In der heutigen Zeit – in einer Welt, die oft von Logik und Verstand dominiert wird – vergessen wir leicht, dass die Weiblichkeit eine Verbindung zu etwas tieferem ist: zum Zyklus des Lebens, zum Rhythmus der Erde und zu den Emotionen, die uns mit anderen Menschen und der Natur verbinden.

In vielen spirituellen Lehren geht es darum, das weibliche Prinzip in uns zu erkennen und zu ehren. Es wird als Quelle der Kreativität, des inneren Wissens und der Verbindung zum Universum gesehen. Die weibliche Energie ist nicht nur passiv und empfangend, sondern auch aktiv, schöpferisch und transformierend. Sie ist der Teil von uns, der bedingungslos liebt, heilt und Leben erschafft. Und genau deshalb kann sie von denen, die Angst vor ihrer eigenen Macht haben, als Bedrohung wahrgenommen werden.

In vielen alten spirituellen Traditionen, wie dem Schamanismus oder auch im Hinduismus, gibt es die Vorstellung, dass die Göttin oder das Weibliche das Universum durchdringt. Der Begriff der „Shakti“ im Hinduismus, zum Beispiel, beschreibt die göttliche, schöpferische Energie, die in allem lebt und aus der alles Leben hervorgeht. Es ist die Quelle von allem, was ist – von der Erde bis zum Himmel.

Die Reise der Befreiung

In der heutigen Zeit, in der wir immer noch in einer von patriarchalen Strukturen geprägten Welt leben, ist es für viele Frauen eine Reise der Befreiung, wieder zu dieser weiblichen Essenz zurückzufinden. Es geht darum, die Ängste vor dem eigenen wahren Selbst abzulegen und die alte, unterdrückte Energie zu integrieren. Das bedeutet, sich selbst in all seiner Tiefe, Schönheit und Komplexität anzunehmen – mit allen Facetten, die dazu gehören: Der Kraft, der Intuition, der Verletzlichkeit, der Sensibilität und der Leidenschaft.

Es geht nicht darum, gegen die männliche Energie zu kämpfen, sondern darum, die Balance zu finden und den Platz des Weiblichen genauso zu ehren wie den des Männlichen. Die Angst vor der Weiblichkeit ist im Grunde die Angst vor der eigenen Macht und der Fähigkeit, zu heilen, zu erschaffen und zu transformieren. Sie ist die Angst davor, sich selbst zu zeigen – im vollen Bewusstsein, dass wir das Leben in seiner ganzen Vielfalt und Tiefe repräsentieren.

Meine eigene Reise: Männliche Energie und die Rückkehr zur Weiblichkeit

Ich persönlich habe lange Zeit in einer sehr „männlichen“ Energie gelebt, ohne es wirklich zu merken. Arbeit, Verpflichtungen, klare Strukturen, Rationalität – das alles waren Dinge, mit denen ich mich identifizierte und die ich als selbstverständlich annahm. Der Job, der Erfolg, das ständige Streben nach mehr, immer im Tun und Planen, immer im „Machen“. Man sagte oft zu mir: „Du bist halt eine Macherin!“ Diese Art zu leben, vor allem als Frau in einer von patriarchalen Werten geprägten Welt, lässt wenig Raum für das, was wirklich weiblich ist: Intuition, Spontaneität, das Loslassen, das Fühlen.

Lange Zeit dachte ich, dass ich so funktionieren müsste, um „erfolgreich“ zu sein. Ich war ständig in einem Modus der Leistung und Kontrolle. Die Weiblichkeit kam dabei viel zu kurz. Aber genau diese Überbetonung der männlichen Energie – des „Hinschauens, Machens und Durchsetzens“ – brachte mich irgendwann an einen Punkt, an dem ich merkte, dass etwas fehlte. Ich spürte eine tiefe Leere und ein starkes Bedürfnis nach einer Veränderung, nach einer Rückkehr zu meiner wahren, weiblichen Essenz.

Es war nicht einfach, diese weibliche Seite wieder zu entdecken. Es war ein Prozess des langsamen Loslassens, des Wiedererkennens und des Fühlens. Und ich habe gelernt, dass es in Ordnung ist, meine Weiblichkeit zu leben – in all ihren Facetten. Es geht nicht darum, gegen die männliche Energie zu kämpfen oder sie abzulehnen, sondern darum, eine Balance zu finden, in der beide Energien nebeneinander existieren können. Aus all diesen Gründen, Erfahrungen, Wissen habe ich den magischen Frauenkreis vor 6 Jahren in Münster gegründet.

Fazit

Die Angst vor der Weiblichkeit ist tief in uns verwurzelt und hat historische, gesellschaftliche und spirituelle Ursprünge. Doch genau diese Angst zeigt uns, wie stark und kraftvoll die weibliche Energie ist. Sie ist nicht nur ein Teil von uns, sondern auch ein Schlüssel zur Selbstbefreiung und zur Verbindung mit dem Universum. Wenn wir diese Angst überwinden und unser Weibliches annehmen, können wir uns in unsere volle Kraft stellen und die Welt mit einem neuen Bewusstsein und einer neuen Liebe betreten.

Einladung: Ich lade dich zu unserem magischen Frauenkreis ein. Dort entdecken wir uns neu als Frau, stärken uns und zeigen uns wie wir sind. Der nächste Termin ist am 30.4.25 um 19:00 Uhr  in Münster. Melde dich über das Kontaktformular auf meiner Seite an.

Ich freue mich Dich zu erleben!

Lilia Overmann

Pädagogin, Achtsamkeits-und Hypnosecoach